Erst Soundcheck, dann SOUNDSHAKE – Zu Gast beim Berliner Festival „Total Choral“

von Michael Blessing

Ach ja, die Schalotte. Es ist immer ein bisschen wie heimkommen. Nein, ich komme nicht aus Berlin und dennoch versprüht dieses kleine seit 38 Jahren ehrenamtlich betriebene Theater seinen familiären Charme durch die gesamte Bundesrepublik. Kaum eine Vocalband, kaum ein Jazzchor, der dort nicht schon auf der Bühne stand. Die gesamte deutsche A cappella-Szene rätselt seit Jahren, ob das berühmte Campingklo im Backstage – nur durch einen Vorhang vom Rest der Welt getrennt – jemals tatsächlich benutzt wurde. Es wird wohl ein Mysterium bleiben.

Der schönste Moment ist eigentlich immer, wenn ich am Theater ankomme und – fast schon in Broadway-Manier – den Namen meines Ensembles groß auf der Tafel über der Eingangstür lese. Dann kann der Abend nur noch super werden.


Bei einem ausgiebigen Soundcheck haben wir uns mit der Akustik der Schalotte vertraut gemacht und damit innerhalb von sieben Tagen zwei akustische Extreme kennen gelernt. Hatten wir am Sonntag zuvor in Görlitz noch durch den sehr langen Nachhall damit zu kämpfen, unsere Stücke klar und verständlich klingen zu lassen, erforderte die trockene und hallfreie Theaterakustik allerhöchste Aufmerksamkeit und Präzision, da man wirklich alles unverfälscht hört, und damit meine ich wirklich ALLES. Das war aber nicht schlimm, denn mit dem Ergebnis war ich überaus zufrieden. 

Ich komme in letzter Zeit immer öfter an den Punkt, wo ich denke „Boah krass, wie sich das alles entwickelt hat und was wir in den letzten zwei – drei Monaten so geschafft und auf die Beine gestellt haben. Und dann fällt mir auf, dass ich mir das auch vor einem halben Jahr und vor einem Jahr auch schon mal gedacht habe. Bei dem Tempo bin ich gespannt, wie das dann in einem Jahr schon wieder aussieht. Doch zurück nach Berlin …


Geteilt haben wir uns den finalen Konzertabend des Festivals „Total Choral“ und später die Tische in der Kneipe mit dem Berliner Chor „Soundshake“ unter der Leitung von Tanja Pannier. Sie ist auch als Sängerin bei „Klangbezirk“ bekannt und war beim letzten sächsischen Chorwettbewerb Mitglied unserer Jury. So klein ist die Welt. Soundshake gehört schon zu den „alten Hasen“ des Festivals. Soweit ich weiß haben sie bisher keine Ausgabe verpasst.
Der Jazzchor Dresden ist für mich das vierte Ensemble, mit dem ich in der Schalotte war. Das Jazz- und Popchorfestival „Total Choral“ wird durch ein Team um Bastian Holze und Dennis Eckhardt und Ela Ostwaldt nunmehr im zehnten Jahr auf die Beine gestellt. Bei der ersten Ausgabe war ich noch als Einspringer mit Voice It dabei. In diesem Jahr standen sage und schreibe 38 Popchöre auf der Bühne. Das ist eben Berlin. Um sowas in Dresden zu erreichen, müssten wir wahrscheinlich erstmal 30 gründen.
In diesem Sinne ein fettes Dankeschön für den wundervollen Abend in Berlin an Bastian und Dennis, Ela und das Team der Schalotte sowie natürlich an meine Sängerinnen und Sänger für die motivierte und überzeugende Performance!