Drei Mal (k)ein Weihnachten
Maike Reuter, Nancy Wenzel

Stühle im Weberbau knarzen, Punschgeruch steigt in die Luft, großes Gewusel und doch scheint alles nach Plan zu laufen, vergleichbar mit einem Ameisenhaufen, in dem jede Ameise ihre ganz eigene Aufgabe hat. Abseits sitzen wir, das heißt Maike und Nancy, und bestaunen den Prozess. Plötzlich läuft Yasmin auf Zehenspitzen mit einem Glühweintopf an uns vorbei. Wir lassen die letzten beiden Tage Revue passieren. Was haben wir alles erlebt, was wir für euch in einem knackigen Blogeintrag zusammenfassen können!? Eine Mischung aus Legosteinen, Pizzaproblemen, Vornamenrätsel und der Frage, was unter „Weihnachtsstern“ zu verstehen ist, geht uns durch den Kopf. Aber fangen wir von vorn an.

 

Freitag, der 13. Dezember 2019

Freitag war der Start unseres anstehenden Konzertwochenendes. In der St. Josef Kirche in Pieschen trafen wir uns 17 Uhr und hatten das Glück, dass der Aufbau unserer Technik-Crew schon im Gang war. Die Schwierigkeiten, die eine schräger Auftrittsort mit sich bringt, konnten Dank ausgeklügelter Legokonstruktionen beseitigt werden. Vorfreude auf das Kommende und vorweihnachtlicher Trubel trafen aufeinander. Doch sehr gute langfristige Vorbereitung und die aufkommende Routine zahlreicher Konzerte diesen Jahres bringt mit sich, dass jede*r weiß, was er oder sie zu tun hat. Zwischen Soundcheck, Einsingen sowie Styling gibt es einen kleinen Moment zum Verweilen mit einem kostbaren Gut: Pizza! Die liebe Mira hat sich um die Organisation des Essens gekümmert. Doch wer hätte damit rechnen können, dass uns das prophezeite Übel des Freitags den 13. nun direkt auf die Zehen treten würde? Pause, Pizza, Probleme, Panik, Protest! Die Anzahl der Pizzen stimmt, der Inhalt jedoch nicht. Jede Pizza findet ihren Besitzer, doch nicht jeder Besitzer findet seine Pizza. (Anm. d. Red.: Aufgrund des schönen Reims wurde hier absichtlich aufs Gendern verzichtet). Wollen wir überhaupt noch vom Konzert berichten? Ja! Musikalisch konnten wir zeigen, was wir die letzten Monate vorbereitet haben, aber auch unser professioneller Umgang mit falschen Einsätzen, rhythmischen Schwankungen und Textunsicherheiten sowie gesundheitlicher Angeschlagenheit wurde deutlich. Optisch war es, um im Jazzchor-Slang zu sprechen “meeeegaaa”. Aber seht selbst.

 

Samstag, der 14. Dezember 2019

Knappe 13 Stunden später schickte Micha uns allen eine verzweifelte Sprachnachricht mit der Bitte um Kaffeenachschub. Kein Problem, denn noch zehn Minuten vor Abfahrt nach Chemnitz saß kaum jemand im Bus, also waren noch ausreichend potenzielle Helfer*innen unterwegs! Nachdem unser Chorleiter beglückt war, wurde die Technik in unseren ganz persönlichen Bus eingeladen und es konnte losgehen und das sogar halbwegs pünktlich, obwohl unsere Zeitwächterin Conny diesmal nicht dabei war. Die anschließende Busfahrt verbrachten wir mit der Suche nach Songtiteln, die Namen unserer Mitglieder*innen im Liedtext enthalten. Nächstes Ratespiel: Wer hat einen zweiten Vornamen und wie mag der wohl lauten? Georg, Klaus oder Annette? Zu welchen Personen diese wohl gehören? 100 Kilometer weiter wurden im kleinen Sturm solch grandiose Sätze geäußert wie “Aua, jemand hat mir in die Haare gebissen.” So etwas erzeugt zwar großes Lachen, bringt uns jedoch nicht mehr aus dem Konzept. Denn am Auftrittsort folgten in perfekter Aneinanderreihung Technikaufbau, Soundcheck, Einsingen und Ansingen der Setlist. Der einzige Unterschied zum vorherigen Tag war der bereits hohe Konsum an Kaffee und Tee. Das Konzertwochenende zeigte also bereits seine ersten Spuren.
Der Auftritt fand bei einer weihnachtlichen Firmenfeier statt und wir wurden herzlich empfangen. Speziell für diesen Anlass hatte Micha ein neues Stück für uns arrangiert und geprobt, Funkhoven, denn die Feier stand anlässlich des kommenden Beethoven- Jahres unter dem Motto „Beethoven bei uns“ und wer verbindet dies nicht direkt mit dem Jazzchor Dresden? Niemand, wir sind für alles gewappnet! Es war uns freigestellt, uns am Buffet zu bedienen und dies ließen wir uns nicht zwei Mal sagen, denn mittlerweile standen wir schon ein Weilchen auf den Beinen und so manche*r hatte bisher nur Flüssignahrung zu sich genommen. Pünktlich aufgereiht standen wir anschließend für unseren Auftritt bereit und warteten bis alle Gäste ihre Plätze eingenommen hatten, vermutlich wussten weder sie noch wir so genau was zu erwarten war. In kleinerer Besetzung als am Vortag und mit leicht veränderter Setlist konnten wir in lockerer Atmosphäre unser Konzert durchführen. Bei anschließendem Glühwein, Bratwurst. Pulled Pork Burger und Kartoffeln mit Quark an den hauseigenen Weihnachtsständen kamen wir mit den Angestellten und ihren Angehörigen ins Gespräch, bevor es erneut hieß: Alle pünktlich in den Bus und diesmal haben wir es sogar geschafft, früher als geplant loszufahren. Das gab es sicher noch nie in sieben Jahren Jazzchor Dresden. „Conny wird stolz auf uns sein“, dachte da so manche*r. Einen perfekten Abschluss bot anschließend, in bereits bestehender Tradition, das Singen unter der Kuppel des Dresdner Hauptbahnhofs. Ach, klang das schön!

 

Sonntag, der 15. Dezember 2019

Heute, am Sonntag, steht Familienkonzert an. Puuuh, mittlerweile merkt man doch die vergangenen Tage und es fühlt sich nicht so Recht nach Wochenende an, obwohl natürlich viel Spaß und Lachen anzutreffen sind. Die Organisation des Tages beginnt mit der Frage: „Sollte Judith bei ihrem Auftrag, ‚Weihnachtssterne‘ zu kaufen, Pflanzen oder doch eher Gebasteltes besorgen?“ Offenbar hat sie alles richtig gemacht, denn sie hat 25 Töpfe mit rot-grüner Natur dabei. Unsere aktuelle Veranstaltungslocation verlangt so einiges an Vorstellungskraft und Kreativität ab. Es gilt einen Hörsaal der Universität in weihnachtlichem Glanz erstrahlen zu lassen und da packt jede*r mit an. Die mitgebrachte Dekoration, die von Tannenzweigen über Plüschschneemänner bis zu Weihnachtspyramiden reicht, wird auf gemütlich arrangierte Tische verteilt. Licht, Glühwein- und Punschgeruch sowie eine kleine Bildershow tun ihr Übriges. Trotz bereits zweier erfolgter Konzerte sind viele von uns heute besonders aufgeregt, wenn zu diesem Auftritt die eigene Familie vorbeikommt. Das erhöht den Druck selbstverständlich, beruhigt aber zu gleich.
Und so war es dann auch: sobald der erste Ton erklang, waren alle Sorgen und unnötigen Gedanken beseitigt, Kinderlachen durchflutete den Raum und der Weihnachtsduft wurde immer deutlicher. In der Pause und nach Ende des Auftrittes konnten wir Zeit mit unseren Familien, Bekannten, Verwandten und Freund*innen verbringen, um am Ende zum gemeinsamen Aufräumen wieder zusammen zu kommen. Gemeinsam reflektieren wir das Erlebte der letzten Tage und freuten uns bereits auf den morgigen Tag, denn da stand unsere chorinterne Weihnachtsfeier an. Und ohne es geplant zu haben, gab es hierbei Wichtelgeschenke, denn an diesem Wochenende ist doch so einiges liegengeblieben. Aber das ist bereits eine ganz neue Geschichte, die es noch zu schreiben gilt!