Böhmermann und die Dresdner Damen  ein Highlight in fünf Akten

1. Akt: Der Auftrag

Zu später Stunde eilte ein Bote den weiten Weg von Köln nach Dresden. Ritter Böhmermann schickte ihn. In wenigen Tagen werde der Ritter mit der scharfen Zunge Elbflorenz aufsuchen, mit der Mission das in den Verruf geratene Bundesland mit eigenen Augen kennenzulernen. Doch der Bote wusste noch mehr zu berichten. Der edle Ritter suche feine Damen für den grandiosen Abschluss seines Festes. Nicht eine edle Dame, sondern gleich zehn an der Zahl. Und singen sollten sie können. So war der Dresdner Kapellmeister Michael Blessing angehalten, in kürzester Zeit zehn seiner talentierten und ebenso spontanen Sängerinnen auszuwählen. In aller Eile rief er die Damen zusammen, denn der Bote sollte schon am nächsten Tag den Rückweg antreten.

 

2. Akt: Die Vorbereitung

Nur wenige Tage hatten die auserwählten Damen Zeit, den großen Auftritt vorzubereiten. In kurzen Abständen sandten die Angestellten des Ritters Telegramme zum Kapellmeister – wie die Damen sich zu kleiden oder zu frisieren hätten. Die Auserwählten waren in heller Aufregung – jede wollte bestgekleidet zum großen Tag in die Staatsoperette gehen. So wurden Tipps über den idealen Lidstrich und Nude-Lippenstifte ausgetauscht.
Nachdem die Sängerinnen ihre Stimmen geölt und die Melodien geübt hatten, war es so weit. Am Dienstagabend wurden sie in die Operette eingelassen. Im Haus wimmelte es von geschäftigen Menschen mit kurzen Hosen, Hornbrillen und Mikrofonen am Kopf – der edle Ritter hatte seinen kompletten Hofstab mit ins ferne Dresden reisen lassen. Zofe Anja erwartete die Damen bereits. Sie stand ihnen an beiden Tagen stets mit Rat und Tat zur Seite und füllte regelmäßig den Süßigkeitenvorrat wieder auf. Niemand sollte schließlich unterzuckert auf die Bühne gehen.
Mit Mikrofonen ausgestattet, damit ihre Stimmen den Raum hell und klar erfüllen können, war der Moment für die Damen gekommen: der Vorhang ging auf, alle waren gespannt, den Ritter samt Hofkapelle zu sehen. Doch dann die Enttäuschung – der Ritter selbst war gar nicht da. Die Damen mussten zunächst mit dem Kölner Kapellmeister vorliebnehmen. Dieser sang des Ritters Part aber mit großer Leidenschaft, sodass dies nicht schwer fiel. Hofstab und Kapelle waren ganz entzückt von den Damen, sodass nach den Proben alle zufrieden in ihre Gemächer gehen konnten. Nun hieß es nur noch einmal Schlafen bis zum großen Fest.

3. Akt: Der große Auftritt

Endlich war der große Tag gekommen. Voller Freude und Aufregung trafen sich die Damen für den mit Spannung erwarteten Auftritt. Im Haus liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren – das Treiben war noch geschäftiger als am Tag zuvor. Die liebe Zofe Anja geleitete die Damen wieder in ihre Garderobe. Nun war die Zeit des Ankleidens gekommen. Nach und nach wurde jede Dame einzeln zur Ankleiderin geführt. Sorgsam wurden Schuhe, Hose und Blazer ausgewählt. Dann ging es Schlag auf Schlag. Die Technik rief es sei zu eilen, der Ritter werde ungeduldig. Der letzte Durchlauf stand an. Mit schnellen Füßen liefen die Damen zur Bühne und stellten sich hinter den Vorhang, um auf ihren großen Moment zu warten. Von der Bühne hörten sie es scherzen und lachen. „Sind denn die Damen schon da?“ fragte dann der Ritter. „Ja“ tönte es durch den Vorhang. Nun war auch der Ritter gespannt seine Damen zu sehen und suchte aufgeregt im Vorhang nach der Öffnung – sehr zur Erheiterung der Sängerinnen. Letztlich schaffte er es doch und blitzte mit dem bekannten schelmischen Grinsen die Auserwählten an. Viel Zeit war den Damen und dem Ritter zum Kennenlernen jedoch nicht zugestanden – die Pflicht rief, es musste geprobt werden. Ein letzter Durchlauf bevor am Abend die Kür folgen würde, Konzentration war geboten. Die große Hymne wurde angestimmt, die Damen setzten ein, der Ritter sang sein Solo darüber und der ganze Raum wurde erfüllt. Der Auftritt würde großartig werden.
Nachdem der Ritter sich jeder Dame einzeln zugewandt hatte, hieß es für die Sängerinnen die letzten Vorbereitungen für den großen Abend zu treffen. Die Zofe geleitete die Damen diesmal in die Maske, wo sie bepudert und besprüht wurden.

Dann hieß es Warten auf den großen Moment. Mit Fotos und vor dem Bildschirm wurde die Zeit überbrückt, doch schon bald war es soweit. Die Damen sollten sich hinter dem Vorhang einfinden. Das Herz klopfte, die Hände zitterten und dann öffnete sich der Vorhang. Singend stolzierten die Damen auf ihre Plätze der hell erleuchteten Bühne, sangen gemeinsam mit dem edlen Ritter die große Hymne des Tages. Die Gäste waren ganz ergriffen, standen bewegt auf als die ganze Kapelle zum letzten Refrain einsetzte und den Raum erfüllte. Die letzten Töne waren gesungen, der Saal jubelte.

4. Akt: Das Warten

Die Damen konnten sich nun ausruhen, während Ritter Böhmermann noch wichtige Besprechungen durchzuführen hatte. Nach Hause gehen wollten die Sängerinnen jedoch nicht, stand doch extra ein Geschenk für den Ritter bereit und war das Versprechen des gemeinsamen Fotos noch nicht erfüllt. Die Besprechungen dauerten Stunde um Stunde – die Damen vergnügten sich mit allerlei Spielen, um das Warten erträglicher zu machen: Ich sehe was, was du nicht siehst oder Kommando Pimperle. Dann kam der Moment, es hörte sich an wie das letzte Grußwort – doch der Ritter kam nicht. Weitere Minuten verstrichen.

5. Akt: Der Abschluss – das ersehnte Foto

Doch dann, endlich – die Tür öffnete sich, der Ritter, nun in gemütlichem Gewand gekleidet, kam auf die Damen zu. Das spöttische Grinsen wandelte sich in einen mitleidigen Gesichtsausdruck. „Habt ihr jetzt die ganze Zeit auf mich gewartet? Oh nein, das tut mir so leid.“ Doch die Damen konnten nicht böse sein. Der ersehnte Moment war gekommen – das Erinnerungsfoto konnte gemacht werden. Zu Ritter Böhmermann gesellte sich sein Gefährte Kabelka hinzu. Alle lächelten freudig in die Kamera und beendeten fröhlich diesen Tag.
Zufrieden verabschiedeten sich die zehn Damen vom edlen Ritter und verließen gemeinsam mit einem stolzen Kapellmeister die Staatsoperette. Der Hofstab packte alles zusammen für die Rückreise nach Köln. Doch schon im Januar führt sie der Weg wieder nach Sachsen und wer weiß, vielleicht sucht Ritter Böhmermann dann erneut zehn reizende Damen.